P2P Risiko richtig einschätzen P2P-Plattformen wie Mintos*, Bondora* oder Twino* erfreuen sich bei Anlegern zunehmender Beliebtheit. Kein Wunder. Zweistellige Renditen
ESG
verantwortungsvoll,
nachhaltig Investieren
ESG
nachhaltig
Investieren
"The highest use of capital is not to make more money, but to make money do more for the betterment of life."
Henry Ford
Fridays for Future, die Debatte über Frauenquoten in Vorständen der DAX-Unternehmen, Strafen für Unternehmen wie im „Dieselskandal“ oder gegen große Tech Firmen wegen Verstößen gegen Wettbewerbsregeln…
Die Erkenntnis, dass verantwortungsloses Handeln Schäden an Umwelt und Gesellschaft mit sich bringt, ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Ebenso wie der Wunsch seine Investments darauf auszurichten verantwortungsvolles Handeln wider zu spiegeln und zu fördern.
Die Lösung versprechen Anlagen, die nach ESG Kriterien erstellt werden Doch was bedeutet das? Und wie kannst du dein Vorhaben verantwortlicher zu investieren umsetzen?
Was bedeutet ESG?
ESG steht für Environmental, Social and Governance lässt sich mit Umwelt, Soziales und (Unternehmens-)führung übersetzen. Es beschreibt die Bewertung unternehmerischer Sozialverantwortung.
Konkret geht es um Aspekte wie:
E
- Klimawandel
- Umweltverschmutzung
- Waldrodung
- Umweltfreundliche Technologien
- Treibhausgasemissionen
S
- Arbeitsbedingungen
- Gesundheit und Sicherheit
- Fair-Trade
- Arbeitnehmerverhältnis
- Diversität
G
- Bestechung und Korruption
- Vergütungsstruktur
- Kontrollgremien
- Cybersicherheit
- Geschäftspraktiken
Welche Ansätze für ESG Bewertungen gibt es?
Grundsätzlich gibt es zwei Ansätze. Beim „negative Screening“ werden bestimmte Unternehmen ausgeschlossen. Auf der anderen Seite steht das gezielte Investment in ein Unternehmen.
Beim gezielten Investment kann nun einerseits, wie zumeist praktiziert, in die besten Unternehmen investiert werden.
Andererseits ist auch das gezielte Investment in nach ESG Kriterien schlechte Unternehmen ein möglicher Ansatz. Dabei soll dann mittels der erworbenen Stimmrechte eine Änderung der Unternehmensstrukturen bewirkt werden.
Häufige Ansätze sind:
Ausschluß von Investitionen
In Unternehmen aus bestimmten Branchen (z.B. Waffen, Tabak, …) wird nicht investiert.
Normbasierter Ansatz
Es werden Unternehmen auf Basis ihrer Übereinstimmung mit bestimmten Standards und Normen ausgewählt (UN Global Compact [1], ILO [2], etc.).
Best-in-Progress
Die Unternehmen mit der größten Verbesserung ihrer Bewertung in jüngerer Vergangenheit werden ins Investment aufgenommen.
Best-in-Class
Aus jeder Branche werden die Unternehmen mit der besten Bewertung ausgewählt.
Wer bewertet ESG-Kriterien?
Institutionelle Anleger greifen zumeist auf die Services spezialisierter Rating-Anbieter zurück. Der Markt der ESG-Bewerter wird dabei von vier Anbietern beherrscht: ISS ESG, MSCI ESG, Sustainalytics (Morningstar) sowie Vigeo Eiris.
Diese sammeln sowohl Finanzdaten und Nicht-Finanzdaten und bereiten sie für die institutionellen Anleger auf. Dabei gehen sie durchaus unterschiedlich vor.
Je nachdem wie stark der eine oder andere Faktor gewichtet wird, kommen unterschiedliche Einschätzung des gleichen Unternehmens zustande. Beispiel Siemens AG:
Bei Sustainalytics wird Siemens als drittbestes von 105 Unternehmen (Top 3%) in der Gruppe der Industriekonglomerate geführt. Erhält aber eine mittelmäßige ESG Bewertung. [3]
Bei MSCI liegt Siemens auf Platz 4-7 von 36 Unternehmen (Top 10-20%) im Sektor Industriekonglomerate. Mit einem Gesamtrating AA zählt MSCI Siemens jedoch zu den ESG-Leadern. [4]
Ein weiteres Beispiel ist Johnson & Johnson. Während Sustainalytics dem Pharmariesen tadellose Unternehmensführung bescheinigt, fällt er bei MSCI in diesem Bereich durch. [5]
Die Korrelation der ESG-Ratings dieser beiden Ratingagenturen liegt bei nur 0,45. Die Bewertungen der Unternehmensführung sind gar unkorreliert (-0,02). [5]
Bei deiner Investition in nachhaltige Geldanlagen solltest du im Hinterkopf behalten, dass es sich nicht um nach objektiven Kriterien komponierte Investments handelt. Die subjektive Sicht der Ratingagenturen ist ausschlaggebend.
Wie kann ich nachhaltig investieren?
ETF
Auf diesem Weg profitierst du von der Vorarbeit der ETF- und Indexanbieter.
Diese ETF tragen Zusätze im Namen, wie „ESG“ oder „SRI“ (Socially Responsible Investment). Aber auch „ex Tobacco“, „ex controversial Weapons“ oder „Low Carbon“.
Inzwischen werden über 150 nachhaltig investierende ETF an deutschen Börsen angeboten. Über die Hälfte davon bilden Indizes der Agentur MSCI ab. MSCI unterteilt in verschiedene „Familien“ nachhaltiger Indizes:
ESG Screened:
Kontroverse Branchen werden ausgeschlossen
ESG Universal:
Es werden nur Unternehmen ausgeschlossen, die in Verbindung mit kontroversen Waffen (Landminen, Streumunition, abgereichertes Uran sowie biologische und chemische Waffen) stehen oder gegen internationale Normen verstoßen. Die restlichen Unternehmen werden nach ESG Rating und dessen Entwicklung (Best-in-Progress) gewichtet.
ESG Leaders:
Kontroverse Branchen werden ausgeschlossen und von den verbleibenden Unternehmen werden jene ausgewählt, die zu den 50% nach ESG-Rating besten in ihren Sektoren und Ländern gehören
SRI:
Diese Indizes werden nach den gleichen Prinzipien gebildet wie die ESG Leaders. Allerdings müssen die aufgenommenen Unternehmen ein Rating nach ESG Kriterien in den Top 25% aufweisen.
Einzelaktien
Beim Investment in Einzelaktien kannst du dir genau die Unternehmen heraussuchen, von denen du überzeugt bist. Das setzt natürlich einen erheblichen Mehraufwand an Recherche voraus. Kombiniert mit dem Aufwand für die fundamentale Bewertung der Aktien, bleibt ein geringerer Gewinn pro investierte Zeit.
Dafür mit besserem Gefühl und Gewissen. Eine gute Diversifikation zu erreichen wird schwer. Schließlich musst du für jedes Unternehmen viel Zeit für die Recherche aufbringen.
Eine Hilfe können aber auch hier die genannten Ratingagenturen sein. Außerdem kannst du um Beispiel bei CSRHub eine Liste mit Links ihrer 764 Datenquellen finden. [6]
Crowdinvesting-Plattformen
Investments in nachhaltige Innovationen und in erneuerbare Energien wie Solar- und Windenergie sind nur etwas Großinvestoren?
Crowdinvesting-Plattformen wie leihdeinerumweltgeld, greenrocket*, econeers oder bettervest* vermitteln nachhaltige, ökologische Kapitalanlagen. Dabei handelt es sich um Vermittlungsleistungen unabhängig von Banken und Konzernen.
Die Vielfalt der Investitionschancen erstreckt sich über Startups und First-Stage Unternehmen, bis hin zu Finanzierungen etablierter Unternehmen. Als Investor bist du Risikokapitalgeber (Venture Capital Investor) und verwaltest quasi dein eigenes Portfolio an Unternehmensbeteiligungen. Oder du investierst in Anleihen und Nachrangdarlehen.
Der Vorteil bei dieser Art der nachhaltigen Anlage ist die hohe Transparenz. Aufgrund der projektbezogenen Investitionen weißt du als Anleger wohin dein Geld fließt und wofür es genutzt wird. So profitierst du von Renditen und leistest einen Beitrag zur Förderung ökologisch nachhaltiger Projekte.
Als Nachteil ist das hohe Risiko zu sehen. Durch die Auswahl einiger weniger Projekte ist die Diversifikation gering. Investments in nachhaltige Projekte und erneuerbare Energien sind riskant und sollten nur als Teil eines diversifizierten Portfolios erfolgen. Jedes Investment kann einen Totalverlust der Investitionssumme zur Folge haben.
Nachrangdarlehen sind grundsätzlich wie herkömmliche Kredite aufgebaut. Der Unterschied zu klassischen Darlehen kommt im Insolvenzfall des Kreditnehmers zum Tragen: Deine Forderung wird nachrangig behandelt, was im Endeffekt heißt so ziemlich nach allen anderen. Falls noch Geld übrig ist.
Welchen Effekt hat ESG Investment auf die Gewinne?
Mit einer nachhaltigen, auf ESG Kriterien ausgelegten Investmentstrategie beschneidest du deine Anlagemöglichkeiten. Das verringert das Rendite-Risiko-Verhältnis deiner Anlage. So beinhaltet der MSCI World SRI Index „nur“ noch etwa 370 Positionen. Der Mutter-Index MSCI World dagegen enthält über 1600 Positionen. Aufgrund der Auswahlmethodik ist zu erwarten, dass SRI Indizes nicht viel mehr als 25 % der Positionen des jeweiligen Mutterindex beinhalten.
Andererseits kann die Beachtung der ESG-Kriterien potenzielle Risiken für die Gewinne von Unternehmen verringern.
„In empirischen Studien findet sich häufig ein signifikant positiver Zusammenhang zwischen dem finanziellen Erfolg von Firmen und ihrer Berücksichtigung von ESG-Aspekten. Allerdings lassen diese Analysen meist keine Aussage zur Kausalität zu…“ schreibt dazu die Deutsche Bundesbank in ihrem Monatsbericht Oktober 2019. [6]

Weiter: „Es ist wissenschaftlich aber bisher nicht geklärt, ob und in welchem Umfang Nachhaltigkeitsaspekte Anlagerenditen strukturell und kausal erklären können.“
Bisher fehlen belastbare Nachweise einer besseren Performance von ESG-Investments gegenüber der marktbreiten Anlage. Es gibt aber auch keine Nachweise, dass Anleger mit nachhaltigen Anlagen schlechter fahren.
Bewirke ich mit ESG Investments überhaupt etwas?
Bei den Crowdinvesting-Plattformen legst du Geld nachhaltig und zukunftsorientiert an. Mit jedem Investment tust du etwas Gutes für Mensch und Planet. Du investierst auf Crowdfunding-Plattformen in nachhaltige Geschäftsmodelle, von denen du begeistert bist. Deren Wirkung kannst du (und musst du) selbst erkennen und bewerten.
Die Auswirkungen eines kleinen Privatanlegers auf Multi-Milliarden-Dollar Unternehmen ist natürlich verschwindend gering. Schließen sich allerdings vieler dieser kleinen Anleger zusammen, kann sich ein wahrnehmbarer Einfluss entstehen. Das geht zum Beispiel mit ETF. Oft wird die Kritik vorgebracht, dass Anleger in ETF auf ihr Stimmrecht verzichten. Im Gegenteil, sie geben es nur kombiniert in die Hände des ETF Anbieters ab. Dieser soll dann in Sinne der Fondsausrichtung abstimmen. So setzen die Anbieter ihre hohe Beteiligungsquote an Unternehmen ein, um ESG-Probleme über ihre Stimmrechte anzugehen.
Des Weiteren führt der Ausschluss von Unternehmen aus dem Investment zu niedrigeren Börsenkursen dieser Unternehmen. Niedrigere Kurse führen zu höheren Finanzierungskosten der Unternehmen durch Ausgabe von Aktien. Untersuchungen haben zeigen höhere Kapitalkosten führen zu niedrigeren Investitionsausgaben. Höher Finanzierungskosten bedeuten weniger Ausgaben für neue Projekte.
Diese Studien wurden jedoch zu einer Zeit durchgeführt als Zinsen hoch und Dividendenrenditen niedriger waren. Für einen Konzern war also die Finanzierung über die Ausgabe von Aktien günstiger.
Heute sind die Kosten für Zinsen für Kredite oder Anleihen zumeist niedriger als Dividendenkosten. Daher können sich Unternehmen sehr günstig über Fremdkapital finanzieren. Die Eigenkapitalkosten sind daher wenig ausschlaggebend. Somit ist auch der Einfluss der durch einen geringeren Aktienkurs ausgeübt werden kann gering.
Fazit
Nachhaltiges Investieren ist ein sehr subjektives Unterfangen. ETF, die nach ESG-Kriterien anlegen, sind eine Möglichkeit diesen Wunsch umzusetzen. Jedoch enthalten ESG-Indizes sehr viele Unternehmen. Davon passen viele nicht zu jeder Auffassung von Nachhaltigkeit.
Auch ist Nachhaltigkeitsindex nicht gleich Nachhaltigkeitsindex. Je nach ESG-Ratingagentur kommen sehr unterschiedliche Bewertungen der Konzerne zustande. Daher solltest du dich genau informieren, ob der gewählte Index/ETF Unternehmen enthält, mit denen du nichts zu tun haben willst.
Andererseits ist auch ein kleiner Schritt in die richtige Richtung besser als nichts.
Willst du wirklich nachhaltig nach deinen Vorstellungen investieren, kommst du um einen Mehraufwand nicht herum. Investitionen in einzelne Projekte oder Einzelaktien erfordern, dass du dich mit ihnen beschäftigst. Neben dem erhöhten Rechercheaufwand ergibt sich hier auch ein erhöhtes Risiko.
Die größere Wirkung auf die Umwelt als deine Investmentstrategie dürfte am Ende des Tages aber dein Konsumverhalten haben.
[1] https://www.unglobalcompact.org/
[3] Sustainalytics Company ESG Risk Ratings. https://www.sustainalytics.com/esg-rating/siemens-ag/1008272284/
[4] MSCI ESG Ratings Corporate Search Tool. https://www.msci.com/our-solutions/esg-investing/esg-ratings/esg-ratings-corporate-search-tool/issuer/siemens-aktiengesellschaft/IID000000002183691
[5] Elroy Dimson, Paul Marsh, Mike Staunton. 2020. Credit Suisse Global Investment Returns Yearbook 2020. S.11. https://www.credit-suisse.com/media/assets/corporate/docs/about-us/research/publications/credit-suisse-global-investment-returns-yearbook-2020-summary-edition.pdf
[6] CSRHub. https://www.csrhub.com/our_data_sources/
[7] Bundesbank. 2019. Monatsbericht. https://www.bundesbank.de/de/publikationen/berichte/monatsberichte/monatsbericht-oktober-2019-811908
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